Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen, 07.11.2013
Die Landesregierung teilt mit:
Ministerin Sylvia Löhrmann hat in Vertretung von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sieben Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Im Rahmen einer Feierstunde im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf übergab die Ministerin diese besondere Auszeichnung und würdigte den Einsatz und die Leistungen aller Ordensträgerinnen und Ordensträger. „Es sind ganz besondere Menschen, die wir hier auszeichnen. Menschen, die Vorbilder sind, weil sie sich für andere einsetzen und weil sie anderen helfen“, so Ministerin Löhrmann. Sie sei davon überzeugt, dass die Werte, für die die geehrten Frauen und Männer stehen, nicht „von oben“ verordnet werden könnten, sondern vorgelebt werden müssten. An die Ausgezeichneten gewandt sagte Sylvia Löhrmann: „Für Sie sind Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz und Zivilcourage keine bloßen Worte – Sie erfüllen sie mit Leben.“ Die stellvertretende Ministerpräsidentin hob das außerordentliche Engagement der sieben Bürgerinnen und Bürger für die Allgemeinheit hervor: „Jede und jeder von Ihnen sorgt dafür, dass unsere Gesellschaft nicht nur funktioniert, sondern dass unser Land lebens- und liebenswert ist und bleibt. Ich danke Ihnen von Herzen und wünsche mir, dass Ihr Engagement auch andere motiviert, sich für die Gesellschaft einzusetzen.“
Der Verdienstorden des Landes ist im März 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit verliehen. Die Zahl der Landesorden ist auf 2.500 begrenzt. In den 27 Jahren seines Bestehens sind bisher knapp 1.500 Frauen und Männer mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.
Die Ministerin überreichte die Orden an:
Heinz Fennekold, Dortmund
Philomena Franz, Bergisch Gladbach
Staatsminister a. D. Dr. Axel Horstmann, Herford
Van Ri Nguyen, Mönchengladbach
Professor Dr. Walter Schmitz-Valckenberg, Köln
Marga Spiegel, Münster
Werner Stump, Kerpen
Hinweis:
Fotos von der Ordensaushändigung stehen ab ca. 19.00 Uhr hier bereit.
Die Laudationes im Wortlaut:
Honorarkonsul Heinz Fennekold aus Dortmund
„Ausdauer wird früher oder später belohnt – meistens aber später“, sagt Wilhelm Busch. So auch im Fall von Heinz Fennekold, der bereits vor 50 Jahren mit seinem Engagement begann. Aber Herr Fennekold, ergänzend zu Wilhelm Busch, kann ich nur sagen: Besser spät als nie!
Heinz Fennekold ist als Halbwaise im Nachkriegsdeutschland aufgewachsen. Schon in jungen Jahren nahm er sich ein Beispiel an seiner Mutter, die sich als Helferin des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) um die Menschen kümmerte, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens standen. Ihr selbstloser Einsatz für andere war der Auslöser für das soziale Engagement von Heinz Fennekold, das er bereits als 18-Jähriger ebenfalls im ASB begann.
Zunächst war Heinz Fennekold in der häuslichen Krankenpflege aktiv und wurde - nach absolvierter Sanitätsausbildung - bei Großveranstaltungen und als Sanitäter in Zeltlagern und Ferienmaßnahmen eingesetzt. Mithilfe seines Fachwissens bildete er dann für einige Jahre sogenannte Betriebshelfer in Erster Hilfe aus, unter anderem auch für die Arbeiterwohlfahrt.
1988 – kurz nach dem Tod seiner Mutter – initiierte Heinz Fennekold einen Fonds für den ASB-Ortsverband Dortmund, den „Liesel-Fennekold-Unterstützungsfonds e.V.“. Bis heute stammen die Gelder für diesen Fonds zu wesentlichen Teilen aus dem Familienvermögen. 2004 wurde eine nach seiner Mutter benannte Stiftung gegründet, deren Erlöse dem ASB Dortmund für die Verwirklichung gemeinnütziger Zwecke zufließen. Heinz Fennekold hat seitdem den stellvertretenden Vorsitz inne. Auf eine weitere Initiative Heinz Fennekolds geht die Gründung einer Schule für Sanitätshelfer/-innen des ASB zurück, die noch um die Ausbildung von Rettungshelfer/-innen sowie Rettungssanitäter/-innen, Lehrrettungsassistentinnen und -assistenten bzw. Praxisanleiter/-innen erweitert wurde. Die „Liesel-Fennekold-Schule“ hat inzwischen eine große Bedeutung für das Ausbildungswesen im ASB auf Landesebene und insbesondere für das Ruhrgebiet und Westfalen.
Als Präsident der Auslandsgesellschaft Deutschland und der Auslandsgesellschaft NRWengagiert sich Heinz Fennekold für Völkerverständigung, Humanität und Toleranz. Mit seiner Begeisterung für die Sache gelingt es ihm immer wieder, auch andere Menschen zum Mitmachen zu bewegen. Eine Vielzahl von Initiativen und Veranstaltungen der Auslandsgesellschaften gehen auf seinen engagierten Einsatz zurück. Er setzte wichtige inhaltliche Akzente in der internationalen Arbeit und hat so einen ganz konkreten Beitrag für den Austausch und den Dialog über Grenzen hinweg geleistet.
Heinz Fennekold gehört auch zu den Gründern des Instituts für Personalführung, Arbeitsrecht, Arbeitswirtschaft e.V. (IPAA) in Dortmund, dessen Vorstandsvorsitzender er ist. Hier werden seit 1978 Betriebsräte sowie interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Energieversorgungsunternehmen geschult. Das IPAA ist eine bundesweit einmalige Einrichtung seiner Art und genießt dank seiner qualitativ hochwertigen Bildungsarbeit einen hervorragenden Ruf. Auch daran hat Heinz Fennekold keinen geringen Anteil.
Darüber hinaus wird Heinz Fennekold als Unterstützer und Förderer des Theaters Dortmund geschätzt. Dort engagierte er sich besonders für die Errichtung eines Ballett-Trainingszentrums.
Und last but not least sorgte er für die Ansiedlung des Konsulats der Tschechischen Republik in Dortmund, das er seit 2006 als Honorarkonsul leitet.
Lieber Heinz Fennekold – ein so umfangreicher und ausdauernder Einsatz für das Wohl der Menschen in Nordrhein-Westfalen muss belohnt werden, und zwar mit dem Landesverdienstorden.
Philomena Franz aus Bergisch-Gladbach
„Die euch Hass predigen, erlösen euch nicht“, schrieb die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach im 19. Jahrhundert.
In diesem Sinne hat Philomena Franz in ihrem Leben viel zu unser aller Erlösung beigetragen: Sie, die allen Grund dazu hätte, predigt nicht Hass, sondern Liebe und Versöhnung.
Im Vorwort ihres 1985 veröffentlichten Buches „Zwischen Liebe und Hass“ schreibt sie: „Wenn wir hassen, verlieren wir. Wenn wir lieben, werden wir gewinnen.“ Diese Erkenntnis als Summe ihrer ureigenen bittersten Erfahrungen den Menschen nahe zu bringen sieht Philomena Franz seit Jahrzehnten als Aufgabe und Sinn ihres Lebens.
Trotz ihres hochbetagten Alters stellt sich Philomena Franz bis zum heutigen Tage noch zwei- bis dreimal im Monat als Zeitzeugin des Holocaust zur Verfügung: Im In- und Ausland, insbesondere aber bei uns in Nordrhein-Westfalen an Schulen und Volkshochschulen, in Vorträgen und Diskussionen, erzählt sie von dem unermesslichen Leid, das sie als Tochter einer wohlhabenden und im Vorkriegsdeutschland durchaus prominent zu nennenden Sinti-Familie unter anderem in Auschwitz hat erleben und erleiden müssen.
Sie versucht insbesondere jungen Leuten den Wert der Verständigung von Menschen unterschiedlicher kultureller Zugehörigkeit ans Herz zu legen und an ihrem Beispiel zur Aufklärung über die Geschichte der Sinti und Roma und deren Verfolgung im Nationalsozialismus beizutragen.
Philomena Franz hat durch die Gräuel des Nazi-Terrors nicht nur ihre Eltern und fünf Geschwister verloren. Sie selbst, die nach einem gescheiterten Fluchtversuch eine Scheinhinrichtung erleben musste, entrann dem Tod mehrfach nur äußerst knapp. Kurz vor Kriegsende glückte schließlich ein zweiter Fluchtversuch.
Gewiss gehört eine unvergleichliche menschliche Größe dazu, das zu tun, was uns allen Philomena Franz mit ihrer vorbildlichen Haltung vorlebt: Wer das Schicksal durchlebt und durchlitten hat, wem das Leid ihrer Familie widerfahren ist, wer an Leib und Seele so viele Demütigungen, Folterungen, Qualen und Ängste erlitten und Grauenvolles miterlebt hat und in der Weise damit umgeht, wie Philomena Franz das tut - dieser Mensch muss zutiefst von dem Gedanken durchdrungen sein, dass nicht Hass weiterführt, sondern nur Versöhnung.
Es ist mir eine besondere Ehre, liebe Philomena Franz, Ihnen mit der Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen unser aller Hochachtung und unseren tiefempfundenen Dank für Ihr Engagement zum Ausdruck zu bringen.
Staatsminister a.D. Dr. Axel Horstmann aus Herford
Dr. Axel Horstmann ist – wenn man das von einem nicht einmal 60-Jährigen behaupten darf – ostwestfälisch-lippisches Urgestein. Und in der nordrhein-westfälischen Landespolitik ein alter Hase.
Ein großer, ja der größte Teil seines beruflichen und ehrenamtlichen Engagements fand und findet dort seinen Dreh- und Angelpunkt: Schulausbildung, Studium, erste Berufsjahre, kommunalpolitisches Engagement, Landtagsmandat – das alles ist eng verbunden mit „OWL“ – wie wir das hier in Düsseldorf gerne abkürzen.
Aber schön der Reihe nach …
Nach seinem Abitur, dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und anschließender Promotion ging Axel Horstmann in die Verwaltung der Stadt Detmold. Kommunalpolitik kannte er zuvor „von der anderen Seite“: Als Ratsmitglied im Rat der Stadt Enger, als Vorsitzender des Kulturausschusses und als Fraktionsvorsitzender der SPD-Ratsfraktion sammelte er wertvolle Erfahrungen in der Politik vor Ort.
Nach dem Wechsel vom kommunalpolitischen Ehrenamt zur Profession machte er sich in Detmold - und über die Grenzen des Lippischen hinaus - schnell einen Namen. Von 1987 bis 1990 als Stadtkämmerer und von 1990 bis 1995 als Stadtdirektor setzte er deutliche Akzente. Schon bald pilgerten Verwaltungsbeamte aus dem ganzen Land nach Detmold, um sich über ein neues Steuerungsmodell, bürgerfreundliche Neuorientierung der Verwaltung oder ein neues Managementmodell für den Öffent-lichen Personennahverkehr zu informieren.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass Düsseldorf rief: 1995 holte Axel Horstmann zum ersten Mal seinen Landtagswahlkreis in Herford direkt – und Johannes Rau ihn ins Kabinett. Horstmann wurde Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales und blieb es bis 1998. Die Landes- und Parteipolitik ließ ihn nicht los: Landtagsabgeordneter (bis 2007), stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion (2000 bis 2002 und 2005 bis 2006), Landesschatzmeister der Sozialdemokraten (2001 bis 2004), Bezirksvorsitzender der SPD in Ostwestfalen-Lippe (1997 bis 2001) und im Kabinett Steinbrück erneut Minister, dieses Mal mit dem Ressort Verkehr, Energie und Landesplanung (2002 bis 2005).
Als passionierter Fahrradfahrer weiß Axel Horstmann Berg und Tal zu nehmen und - selbst bei Gegenwind - in die Pedale zu treten. Auch im übertragenen Sinne: Schon seit Ende der 1980er Jahre hatte er sich im Verein Haus Neuland in der politischen-wissenschaftlichen Weiterbildung engagiert, seit 1990 als stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Als es 2006 zu erheblichen Mittelkürzungen für Haus Neuland kam, stand die Weiterbildungseinrichtung kurz vor dem Aus.
2007 übernahm Axel Horstmann den Vorsitz des Vereins Haus Neuland. Mit einem enormen zeitlichen Aufwand, mit großem Sachverstand und seinem Erfahrungsschatz konnte er Haus Neuland schließlich auf ein neues stabiles Fundament setzen. Dabei war ihm vor allem die politische Jugendbildung ein Herzensanliegen. Sein besonderer Einsatz galt dem Projekt „Jugend-Medien-Partizipation – JUMP“. Bei möglichen Unterstützern hat er persönlich mit großer Beharrlichkeit für das Projekt geworben. Mit Erfolg: 2012 konnte das neue Jugendmedienzentrum „JUMP“ eingeweiht werden.
Und apropos Fahrradfahren: Seit 2006 ist Dr. Axel Horstmann stellvertretender Vorsitzender und Schatzmeister des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (adfc) NRW e.V. In dem mit etwa 30.000 Mitgliedern größten adfc-Landesverband betreut er die Bereiche „Personal“ sowie die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte, Gemeinden und Kreise in NRW“ und vertritt die Interessen des Landesverbandes in der Bundeshauptversammlung und dem Bundeshauptausschuss, den höchsten Gremien des adfc-Bundesverbandes.
Ich kenne Dr. Axel Horstmann seit vielen Jahren aus der Landespolitik und freue mich sehr, ihm heute den Landesorden aushändigen zu dürfen.
Van Ri Nguyen aus Mönchengladbach
Uns alle erschüttern die Bilder der afrikanischen Bootsflüchtlinge der letzten Wochen. Doch bei Van Ri Nguyen müssen die Berichte über die vielen verzweifelten Menschen in den Fischerbooten Erinnerungen wecken, die niemand, der sie durchlebt hat, je vergessen wird – eine traumatische Erfahrung.
Anfang der 1980er Jahre flüchtete Van Ri Nguyen mit seiner Familie in einem kleinen Boot, 13 Meter lang, zweieinhalb Meter breit, mit 101 Menschen besetzt, aus Vietnam. Die Flüchtlinge wurden vom deutschen Schiff „Cap Anamur“ gerettet und nach Deutschland gebracht. Seitdem lebt Van Ri Nguyen mit seiner Familie in Mönchengladbach.
Und: Seitdem engagiert er sich für seine Mitmenschen. Man sagt über Van Ri Nguyen, er sei zu einer Anlaufstelle vietnamesischer Exilanten geworden, von der rege Gebrauch gemacht wird.
Übrigens wurde dank einer Gemeinschaftsaktion geretteter Flüchtlinge unter Anleitung von Van Ri Nguyen das damalige Fluchtboot gesichert und instandgesetzt, so dass es auch weiterhin als Symbol der Freundschaft zu Deutschland stehen kann.
Von 1983 an engagierte er sich in besonderer Weise für vietnamesische Katholiken in Deutschland. Seit April 2012 ist Van Ri Nguyen Mitglied des Exekutivkomitees des Bundesverbandes der vietnamesischen Flüchtlinge in Deutschland. Seit vielen Jahren setzt er sich auch für das „Cap Anamur Komitee“ und die „Grünhelme e.V.“ ein, die weltweit Bauprojekte in Krisengebieten errichten.
Bis heute bleibt die reibungslose Integration seiner vietnamesischen Landsleute in die deutsche Gesellschaft das Hauptanliegen Van Ri Nguyens. Gleichzeitig ist er darum bemüht, die vietnamesische Identität zu erhalten. Dabei bringt er seine Lebensgeschichte und seine Erfahrungen aus dem eigenen Integrationsprozess mit ein. Bei der Organisation und Durchführung unzähliger Feste und Veranstaltungen versteht es Van Ri Nguyen wie kein anderer, Deutsche und Vietnamesen zusammenzubringen und dabei den interkulturellen Gedankenaustausch zu fördern.
Neben all seinem Engagement für die Freundschaft und das interkulturelle Zusammenleben setzt sich Van Ri Nguyen für arme und hilfsbedürftige Menschen in Vietnam und in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern ein.
Von 2004 bis 2012 war er Vorsitzender der „St. Vincent de Paul Conférence“ der vietnamesischen katholischen Mission im Bistum Aachen, die sich um Menschen in materieller, leiblicher und seelischer Not kümmert. Weltweit hat die Organisation mehr als eine Million Mitglieder. Mit unermüdlichem Elan sammelt Van Ri Nguyen auf Flohmärkten und Pfarrfesten Spenden, die überwiegend Hilfsprojekten im Ausland zugutekommen. So wurde Van Ri Nguyen beispielsweise auf ein Kind in Vietnam aufmerksam, das einen sechs Kilogramm schweren Tumor im Bauch hatte. Van Ri Nguyen ließ dieses Schicksal nicht ruhen. Er sammelte Geld in seiner Gemeinde und schickte es nach Vietnam, um eine Operation zu ermöglichen. Der Eingriff glückte, das Leben des Kindes konnte gerettet werden - nur ein Beispiel seines vielfältigen Engagements.
Lieber Herr Nguyen, nehmen Sie von mir den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen entgegen, als Zeichen meiner Anerkennung Ihrer Verdienste für die Menschen in unserem Land und für die unmittelbare Unterstützung so vieler bedürftiger Mitmenschen in Entwicklungsländern.
Prof. Dr. Walter Schmitz-Valckenberg aus Köln
„Es ist leichter, ein Held zu sein als ein Ehrenmann. Ein Held muss man nur einmal sein, ein Ehrenmann immer.“ (Luigi Pirandello, ital. Schriftsteller)
Demnach hat es Walter Schmitz-Valckenberg zeitlebens nicht leicht gehabt: Vor uns steht nämlich ein solcher der heute eher rar gewordenen Spezies – ein Ehrenmann alter Schule vom Scheitel bis zur Sohle.
Notar a. D. Dr. Schmitz-Valckenberg, auf Vorschlag der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn im Jahr 2001 zum Honorarprofessor ernannt, war lange Jahre in vielfältiger Weise im berufsständischen Bereich engagiert: Bereits seit 1981 Mitglied des Vorstands der Rheinischen Notarkammer, stand er acht Jahre als Präsident an der Spitze der Kammer und ist 2001 zu deren Ehrenpräsidenten ernannt worden.
Walter Schmitz-Valckenberg war nicht nur Mitglied zahlreicher Ausschüsse sowohl der Bundesnotarkammer als auch der Rheinischen Notarkammer, sondern auch über zehn Jahre stellvertretender Beiratsvorsitzender des Deutschen Notarinstituts in Würzburg. Die wissenschaftliche Beratung der Notare, die Unterstützung der beteiligten Notarkammern und der Bundesnotarkammer gehörten hier zu seinen Aufgaben. Ob es um die bedeutsame Novellierung des notariellen Berufsrechts ging oder ob es galt, eine Fortbildungs- und Prüfungsordnung für Notari¬atsmitarbeiter zu entwickeln – seiner Initiative und seinem ehrenamtlichen Engagement hat der Berufsstand sehr viel zu verdanken.
Auch wenn er altersbedingt seit Juni 2003 nicht mehr als Notar tätig ist, hat er sich damit nicht gänzlich dem eigentlich wohl verdienten Ruhestand verschrieben. Nein, seit dem Jahr 2005 ist Walter Schmitz-Valckenberg Vorsitzender des Ältestenrats der Stadt Köln und seit 2006 Beiratsmitglied des Rheinischen Instituts für Notarrecht der Rheinischen Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn.
Und damit nicht genug: Im Jahr 2000 hat Walter Schmitz-Valckenberg eine neu geschaffene Funktion übernommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde im Land Nordrhein-Westfalen die Ministerehrenkommission aus der Taufe gehoben, der Walter Schmitz-Valckenberg seitdem angehört und als informeller Vorsitzender vorsteht. Hier besteht seine Aufgabe darin, insbesondere die externen Tätigkeiten, wie zum Beispiel Aufsichtsratsmandate der Mitglieder der Landesregierung unter dem Blickwinkel einer möglichen Interessenkollision mit dem Ministeramt zu prüfen. Er gibt der Kommission durch sein Wirken im buchstäblichen Sinne ein Gesicht und prägt ihre Arbeit und Ausrichtung, nicht zuletzt dank seiner hervorragenden menschlichen Eigenschaften. Hierzu zählen absolute Integrität, Geduld, Behutsamkeit und Integrationsfähigkeit.
Chapeau vor dieser Lebensleistung und den Verdienstorden des Landes für Walter Schmitz-Valckenberg.
Marga Spiegel aus Münster
Es ist mir heute eine ganz besondere Ehre, Marga Spiegel den Verdienstorden des Landes zu überreichen.
Auch Sie sind eine Zeitzeugin der Gräueltaten der Naziherrschaft und treten seit Jahrzehnten dafür ein, dass diese Zeit nicht in Vergessenheit gerät. Denn auch Sie wissen um die Bedeutung: Nur wenn wir aus Vergangenem lernen, können wir unserer Verantwortung für Gegenwart und Zukunft gerecht werden.
Und da es ohnehin ein offenes Geheimnis ist: Marga Spiegel steht hier vor uns im begnadeten Alter von sage und schreibe 101 Jahren!
Marga Spiegel und ihre Familie sind selbst Opfer des Holocaust. Ihr Mann, ihre Tochter Karin und sie selbst überlebten die Naziherrschaft nur, weil sie sich in den Jahren zwischen 1943 und 1945 bei insgesamt fünf couragierten Bauernfamilien im Münsterland – oft von der Angst vor Entdeckung geplagt – verstecken konnten. Nur dadurch wurde die kleine Familie vor der Deportation gerettet.
Sehr viele ihrer Familienangehörigen haben den Holocaust nicht überlebt.
Dennoch hat Marga Spiegel nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Deutschland nicht den Rücken gekehrt, sondern sich hier bei uns für ein Miteinander von Juden und Christen, für Demokratie und für die Wahrung der Menschenrechte eingesetzt.
Auf zahllosen Veranstaltungen, in Lesungen und Diskussionen hat Marga Spiegel seit Jahrzehnten über ihre Erlebnisse in der Zeit des Holocaust berichtet und tut dies – allerdings mittlerweile nur noch auf Anfrage und soweit es ihre Gesundheit zulässt – immer noch. Die Bereitschaft, ihre sicher oft sehr bedrückenden Erinnerungen immer wieder aufs Neue vor anderen zu schildern, kann nicht hoch genug geschätzt werden. Besonders wichtig sind ihr die jungen Menschen. Deshalb ist sie auch immer wieder in die Schulen gegangen und hat dankenswerterweise das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern gesucht.
Erst im Sommer wurde die neu gegründete Sekundarschule in Werne nach ihr benannt, um auch auf diese Weise an unsere Vergangenheit und an Ihr Leben, liebe Frau Spiegel, zu erinnern.
Ich bin sehr froh, dass wir heute in Nordrhein-Westfalen wieder ein aktives jüdisches Gemeindeleben haben. Dies ist auch ein Verdienst von Menschen wie Marga Spiegel. Sie ist im Übrigen, das sei verraten, eine Tante von Paul Spiegel, dem früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Anfang des Jahres haben wir seiner hier in Düsseldorf in einer Feierstunde mit dem Zentralrat der Juden gedacht.
Marga Spiegel hat ihre bereits in den sechziger Jahren niedergeschriebenen Erinnerungen und Erlebnisse unter der Naziherrschaft in einem Buch mit dem Titel „Retter in der Nacht“ festgehalten, das inzwischen auch sehr eindrücklich verfilmt wurde. Damit hat sie nicht nur einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass die Schicksale der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Westfalen nicht vergessen werden. Vielmehr hat sie dabei den Blick zugleich auf jene gerichtet, die auch unter der Bedrohung der Naziherrschaft hier bei uns oftmals unter Gefahr für das eigene Leben ihre Mitmenschen nicht vergessen und geholfen haben.
Marga Spiegel hat in besonderem Maße deutlich gemacht, wie wichtig Mut, Menschlichkeit und Zivilcourage für unsere Gesellschaft sind – damals wie heute.
Unseren tief empfundenen Dank und unsere Anerkennung dafür, liebe Frau Spiegel.
Werner Stump aus Kerpen
Kommunalpolitik nicht nur als Ehrenamt oder Beruf, sondern als Berufung zu verstehen – dafür steht Werner Stump.
Fast 50 Jahre ist Werner Stump bereits partei- und kommunalpolitisch aktiv. So war er in jungen Jahren Vorsitzender der Jungen Union Lövenich, später Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Kerpen, Bezirksvorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU NRW für den Bereich Mittelrhein, Bürgermeister der Stadt Kerpen, Mitglied in der Landschaftsversammlung Rheinland sowie von 1985 bis 1999 Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags.
1999 wurde Werner Stump zum Landrat des Rhein-Erft-Kreises gewählt und übte dieses verantwortungsvolle Amt bis Mitte dieses Jahres aus. Ihm ist es gelungen, den Kreis vollständig und anhaltend zu entschulden. Er setzte eine Namensänderung des ehemaligen „Erftkreises“ in den heutigen „Rhein-Erft-Kreis“ durch und brachte damit dessen Bedeutung auch regionalpolitisch zum Ausdruck.
Weiterhin forcierte und förderte er neue Schwerpunkte der Wirtschaftsstruktur und schaffte dadurch – neben den traditionellen Bereichen wie der Braunkohle und der Chemie – mit dem Ausbau erneuerbarer Energien, der Medien, der Kultur-, Gesundheits- und Tourismuswirtschaft sowie der Logistik neue Standbeine des Kreises.
Mit seinem jahrzehntelangen Wirken in den Gremien der Kreissparkasse Köln leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Ausrichtung und Weiterentwicklung der Sparkasse in der Region und vertrat das Institut zudem in den höchsten Gremien des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes.
Als Kuratoriumsmitglied diverser Stiftungen der Kreissparkasse Köln liegt ihm vor allem die Förderung zukunftsorientierter Bildungsangebote am Herzen. So initiierte er im Rahmen der Regionale 2010 die Gründung der „Vereinigung Hochbegabte“ in Brühl und die „Generationen Akademie Rheinland“ in Kerpen.
2001 gründete Werner Stump eine Sozialstiftung: die „Stiftung St. Martin“. Diese Stiftung unterstützt junge Menschen, die in eine Notlage geraten sind und wieder in ein sicheres soziales Umfeld geführt werden müssen. Aber sie hilft auch Menschen am Ende ihres Lebensweges. Seit Gründung der Stiftung wurden Einzelfallhilfen und Projektunterstützungen von über 750.000 Euro gewährt – unter anderem für die Eröffnung des Kinderhospizes in Erftstadt.
Besonders hervorheben möchte ich den sehr engagierten Einsatz von Werner Stump zum Erhalt und weiteren Ausbau der Naturparks. Als Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Naturpark und als Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft aller 14 Naturparks in NRWschaffte es Werner Stump, die Naturparkarbeit in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stellen. Er regte für Köln die Schaffung eines „Dritten Grüngürtels“ an. Innerhalb des „Masterplan:RegioGrün“ trieb er das Projekt „Erftauenpark“ voran. Und als Vorsitzender des „Mühlenverband Rhein-Erft-Rur e.V.“ und des „Rheinischen Mühlendokumentationszentrum“ entwickelte er zum Beispiel die Gymnicher Mühle in Erftstadt zu einem „Naturparkzentrum“ und einem außerschulischen Lernstandort.
Als Impuls- und Ideengeber sowie als Innovationsmanager liefert Werner Stump richtungsweisende Vorgaben und schafft strukturpolitische Lösungen für die interkommunale und überregionale Zusammenarbeit. Sein erfolgreiches Wirken auf regionaler, vor allem aber auch auf Landesebene wird heute gewürdigt – und zwar mit dem Landesverdienstorden.
Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen, 07.11.2013