Zur Feier des vietnamesische Tết-Neujahrsfestes sind vietnamesische Vereine und Vereinigungen aus ganz Deutschland nach Berlin gekommen. Ein ganzes Wochenende wurde im FEZ, Wuhlheide, zusammen mit Jung und Alt ausgelassen gefeiert. Verschiedene Facetten vietnamesischer traditioneller und moderner Kultur wurden präsentiert. Das Tết-Fest fand in Kooperation mit dem Verein Danke Deutschland e.V. statt. Ich bin der Einladung von Dieu Hao Abitz gern gefolgt. Dieu Hao Abitz ist eine der vom Bezirk Tempelhof-Schöneberg ausgezeichneten erfolgreichen Unternehmerinnen im IT-Bereich.
Für Vietnamesen, auch für die Deutschen vietnamesischer Herkunft, ist das Tết der wichtigste vietnamesische Feiertag, steht er doch für das Vertrauen in die Menschlichkeit, für Hoffnung und Optimismus. Für das „Tet-Fest Vietnam“ hatte das FEZ-Berlin, Europas größtes gemeinnütziges Kinder-, Jugend- und Familienzentrum, am 16./17. Februar seine Türen weit geöffnet. Zusammen mit dem Verein Danke Deutschland e.V. wurde in einem umfangreichen Bühnenprogramm sowie vielen Mitmachaktionen vieles geboten, um vietnamesische Kultur zu präsentieren: eine vietnamesische Mitmachküche, Flöten aus Bambus selber bauen, die Kampfkunst „Vovinam“ zum Mitmachen und selbstverständlich viele kulinarische Köstlichkeiten zum Probieren. Beeindruckend das Bühnenprogramm: Die Darbietungen der Kampfkunst Vovinam verkörperten die zugrunde liegende Philosophie des Prinzips der Harmonie zwischen hart und weich, verdeutlichten den Respekt vor dem Leben. Geboten wurden auch eine Modenshow und viele Hiphop-Vorführungen junger Leute.
VietnamesInnen in Deutschland
Gerade an der Gruppe der in Deutschland lebenden Vietnamesen wird globale und deutsche Geschichte lebendig. Ihre Wege aus Vietnam in die neue Heimat Deutschland bzw. Berlin sind vielfältig: sie kamen als „Boatpeople“ nach der Indochinakonferenz von 1979 als Kontingentflüchtlinge in die (alte) Bundesrepublik. Viele gingen als sogenannte Vertragsarbeiter zwischen 1950 und 1990 in die DDR, um dort zu arbeiten. Andere kamen als AsylbewerberInnen über die Tschechoslowakei.
Für die VertragsarbeiterInnen hatte die Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1989 weitreichende Folgen. Über 70% verloren nach der Wende ihren Arbeitsplatz. Die Hälfte, etwa 30.000, ging nach Vietnam zurück. Doch 39.000 blieben und versuchten, sich hier eine Existenz aufzubauen. Fast alle Asylbegehren wurden von der Bundesrepublik als unbegründet abgelehnt. Abschiebungen fanden jedoch aufgrund der politischen Lage in Vietnam nicht statt. Viele erhielten den Status eines geduldeten de-facto-Flüchtlings, ohne Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis. Erst 1993 wurde auf der Innenministerkonferenz beschlossen, dass Flüchtlinge, die ein Arbeitsverhältnis nachweisen können, eine Aufenthaltsbefugnis erhalten. Obwohl in der Regel hochqualifiziert, wurden den Kontingentflüchtlingen ihre Ausbildungen oftmals nicht anerkannt. Deswegen sie mussten schlecht bezahlte Jobs annehmen.
Heimat Berlin
In Berlin leben rund 21.000 vietnamesischstämmigen Menschen. Die meisten wohnen in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf bereitet im Moment den Abschluss einer Städtepartnerschaft mit Hoang Mai, einem Bezirk der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi, vor. In der im November 2012 unterzeichneten Kooperationsvereinbarung wird eine Zusammenarbeit u.a. in den Bereichen Stadtplanung, schulische und berufliche Bildung, Umwelt- und Naturschutz, öffentliches Gesundheitswesen und Sozialwesen, Jugendarbeit angestrebt. Hilfen sollen auch beim Aufbau einer Schule, eines Berufsbildungszentrum und eines Krankenhauses geleistet und Austauschprogramme für SchülerInnen und Lehrkräfte durchgeführt werden. Hoang Mai soll sich auch bei der Internationalen Gartenausstellung 2017 präsentieren können.